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AG 60plus im Heubacher Schloß

Veröffentlicht am 20.12.2011 in Arbeitsgemeinschaften

Die SPD-Senioren im Heubacher Schulmuseum

SPD-Senioren erleben im historischen Klassenzimmer im Heubacher Schloss eine spannende Schulstunde

Am 14. Dezember 11 besuchte die AG 60+ der SPD-Ostalb das historische Klassenzimmer im Heubacher Schloss. Gerda Fetzer, die 1. Vors. des Fördervereins für ein Schwäbisch Gmünder Schulmuseum, begrüßte die trotz Unwetter zahlreich gekommenen SPD-Senioren herzlich, freute sich über den Besuchererfolg bei so „schönem Wetter“.

“. Zunächst gab sie einen historischen Rückblick über die Geschichte des Heubacher Schlosses, erzählte, wie Bürgermeister Klaus Maier vor 4 Jahren sie und das historische Klassenzimmer um 1900 in den sogenannten Rittersaal zum Kommen einlud. Die Heubacher Stadtverwaltung habe dessen ganze Ausstattung von Schloss Baldern auf eigene Kosten hergebracht. Auch heute werde sie vorbildlich unterstützt, dürfe kopieren, die Stadtverwaltung habe erst kürzlich 1000 farbige Flyer über diese Einrichtung im Heubacher Schloss für den Verein umsonst drucken lassen, wovon Gerda Fetzer gleich begann, etliche an die vielen Interessenten zu verteilen. Fast 90 größere Besuchergruppen konnte sie im Jahr 2011 empfangen, fürs neue Jahr gäbe es schon 10 Voranmeldungen.

Danach schlüpfte Gerda Fetzer in die Rolle der strengen Lehrerin um 1900, wozu ihr schwarzes Outfit mit fast bodenlangem Rock paßte. Es paßt auch der große helle Raum mit14 bleigefassten Fenstern, deren Gläser von Schlieren bedeckt sind. Grobe Holzbretter an Wand und Decke, z.T. blankes, grobes Mauerwerk und ein eiserner Ofen von anno dazumal in einem renovierungsbedürftigen Innenraum sowie festverschraubte niedrige Schulbänke mit der obligaten Schiefertafel und einem ins Bankholz eingelassenen Tintenfass geben eine Atmosphäre, wie sie einem Schulraum mit 60 Kindern um 1900 gut entspricht.

Natürlich begann die historische Unterrichtsstunde mit dem scharfen Befehl: „auf, auf“, die SPD-Senioren standen zur Begrüßung der „Fräulein Lehrerin“ im gemeinsamen Chor gehorsam auf, es folgten ein Gebet und der Gesang „Froh zu sein, …“. Danach gab’s eine fast moderne gemeinsame Fuß- und Fingergymnastik, „um besser schreiben zu können“. Sofort zeigte die gestrenge Lehrerin ihre vier Stöcke vor, berichtete, dass sie damals nur als ledige Frau das Schulamt versehen durfte, dass Lehrinnen in dieser Arbeit meist nach wenigen Jahren verblüht waren. Die Männer hielten sich überall im Staat für intelligenter, für alle Aufgaben besser geeignet, sogar für die „Erziehung der Mädchen“. Es folgte ein Exkurs über die deutsche Schriftgeschichte, von Kurrent, deutscher Schrift, Sütterlin bis zur gegenwärtigen lateinischen Schrift. Lob gab es für das Lernen an Hand von gemalten Wandbildern, wobei Wiederholung und Variation des methodischen Zugriffs jedem Kind den Sachverhalt oder die besondere Geschichte eingeprägten: z. B. wurde zum Bild des Säuglings „Moses im Weidenkörbchen“ dessen Geschichte aus der Bibel vorgelesen, dann die Szene im eigenen Bild gemalt, in verteilten Rollen gespielt, der Bibeltext wurde als Diktat gegeben, schließlich die Geschichte den Eltern vorgespielt.

Beim schnellen Zugang heute ins Internet, beim Fehlen der Wiederholung sei dagegen das rasche Vergessen oft vorprogrammiert. Heimatkunde als wichtiges Fach – im Gegensatz zu heute - funktionierte damals ganz anschaulich: „Wieso heißt es Härtsfeld“? fragte die Lehrerin und haute dem Berichterstatter einen harten Weißjurastein in den Leib.

Schulstrafen damals waren das nächste Hauptkapitel: Tatzen hießen euphemistisch „Pfötchen“, „Handschmisse“ waren besonders schmerzhafte Tatzen auf die Fingerrücken, ja es gab sogar etwas auf die besonders schmerzanfälligen Fingernägel. Dazu kamen „Kopfnüsse, Maulschellen, Backenschrauben, Kopfnüsse und Öhrchendrehen“, etwa wenn ein Schüler nicht zuhörte. Einer der SPD-Senioren stellte sich für die Demonstration des „Hosenspannes“ zur Verfügung, Die Lehrerin machte aber Halt vor der besonders bösen Strafe mit dem „Siebenstriemen“. 7 Lederstriemen gab’s früher sogar auf den nackten Hintern, erzählte Gerda Fetzer, wobei die deutlichen Körperspuren zuhause nochmals eine harte Strafe bewirkten: der Schüler war immer im Unrecht. Weitere Schandstrafen mit kollektiver Missachtung durch die Mitschüler drohtem dem, der nicht lernen wollte oder notorisch störte: das Stehen in der Eselsbank mit einer Eselskappe auf dem Kopf und dem Schild um den Hals: „ich bin ein Esel“. Oder der „Nürnberger Trichter“, wobei es erst gemahlene Kreide durch das Trichterende auf die Haare gab, dann wurde der Trichter auf den Kopf gehauen und somit der Schulstoff richtig eingebläut. Bei diesem Thema wurden die Besucher richtig lebendig, fast jeder wußte von eigenen schlimmen Schulstrafen zu berichten, die ihn in der Jugend trafen. Deutlich wurde, wie positiv Schulen von heute sich in diesem Punkt von früher unterscheiden.

Zum Schluss gab’s Lob von Gerda Fetzer erst für den SPD-Senior, der Platz in der Eselsbank genommen hatte: „du warst ein lieber Esel“, dann für „alle aufmerksamen Schüler“. Gerda Fetzer lud alle Anwesenden ein, ins Gmünder Schulmuseum zu kommen, das Ende April im Klösterle eröffnet würde: „hier in Heubach steht das Erlebnis im Mittelpunkt, in Gmünd die Information etwa über den vierfachen Wechsel der Schulkonzeption von 1930 – 60. Weimarer Reformpädagogik, Nazizeit, Neubeginn nach 45 erst unter Besatzungsrecht, konservative Restauration und Beginn neuer Reformen schließlich bis in die Gegenwart. „In Heubach bleiben wir vorerst“, schloss Gerda Fetzer die historische Schulstunde mit Glöckchengebimmel. Marga Elser, die 1. Vors. der SPD-Ostalbsenioren, bedankte sich für die „tolle Schulatmosphäre, die interessanten Informationen Gerda Fetzers und ihre Schauspielkunst als historische Lehrerin“

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